BEG will sich weiter an den Windrädern beteiligen

Wie anschaulich doch so ein paar Lego-Steine sind: Statt abstrakte Zahlen zu präsentieren, zeigte Hans Bodrogi, Vorstandsmitglied der Naturstrom-Bürgerenergiegenossenschaft (BEG), den weit über hundert Anwesenden bei der Generalversammlung am 3. Juli eine Lego-Duplo-Wand, um die Situation der Versorgung mit erneuerbaren Energien in Rheinstetten zu verdeutlichen: „Dieser eine gelbe Stein hier unten ist das, was wir Ende 2023 mit Photovoltaik erreicht haben werden. Dieser zweite gelbe Stein ist das, was wir mit unseren geplanten Photovoltaik-Projekten erreichen können. Aber all diese blauen Steine sind das, was wir erreichen müssen und können, damit ganz Rheinstetten (Haushaltsstrom, Heizstrom und ein Teil des Gewerbestroms) mit Strom aus Rheinstetten versorgt wird! Und dafür brauchen wir die Windkraftanlagen in Mörsch. Deshalb sind wir weiter bereit, mit der Kommune und mit dem vom Gemeinderat ausgewählten Projektentwickler Prokon zusammenzuarbeiten, damit diese Windräder möglichst bald den Strom für Rheinstetten produzieren.“

Mit dieser Aussage war das Ziel der Genossenschaft klar umrissen, aber es wurde auch deutlich, wie die Erfolge des vergangenen Geschäftsjahrs einzuordnen sind, die Vorstandsmitglied Volker Deck vorstellte. Im Jahr 2022 ging die erste Photovoltaik-Anlage ans Netz (Clubhaus SC Neuburgweier), fünf weitere Anlagen wurden geplant und teilweise auch montiert. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten bei zentralen Teilen (Messwandlerschrank und Wechselrichter) konnten sie aber erst 2023 Strom produzieren (Luftsportgemeinschaft) oder können erst in der zweiten Jahreshälfte Strom erzeugen (Festhalle Neuburgweier, Feuerwehrhaus am Gestadebruch, Rathaus Mitte, Sporthalle der Schwarzwaldschule).

Diese Situation führte im Jahr 2022 zu geringeren Erlösen aus dem Stromverkauf als erwartet und zu einem Fehlbetrag im laufenden Geschäft von ca. 5.000 Euro. Auf der anderen Seite stehen 2022 Einlagen von über 600.000 Euro zu Buche, so dass die BEG eine sehr solide finanzielle Basis hat und bisher nicht auf Fremdkapital angewiesen war.

Die Mitglieder honorierten das erfolgreiche Geschäftsjahr, indem sie den Jahresabschluss genehmigten und Vorstand und Aufsichtsrat ohne Gegenstimmen (bei jeweils einer Enthaltung) entlasteten.

Im zweiten Teil der Veranstaltung entwarf OB Sebastian Schrempp die Perspektiven für die Energiepolitik der Kommune in den kommenden Jahren. Zentral sind dabei die Windräder im Gewann Stiftsäcker in Mörsch, für die das Genehmigungsverfahren bereits läuft, so dass der Genehmigungsantrag bis zum Mai 2024 gestellt werden kann. Bis zu dieser Frist gelten rechtliche Erleichterungen, die eine schnellere Genehmigung ermöglichen sollen. Wichtig ist für die Kommune die rechtliche Ausgestaltung der Betreibergesellschaft, in der die Stadt die Mehrheit haben wird und an der sich die BEG ebenfalls beteiligen kann, so dass ein großer Teil der Wertschöpfung in der Stadt verbleibt. Überraschend war für die Anwesenden, dass Schrempp vier Windräder (statt der bisher angedachten drei) für möglich hält.

Schrempp betonte die gute Zusammenarbeit zwischen Kommune und BEG, selbst wenn es im Umfeld der Gemeinderatsentscheidung für Prokon als Projektentwickler zu Verstimmungen auf beiden Seiten gekommen sei, und lobte das bürgerschaftliche Engagement der Genossenschaft.

Über die Stromproduktion hinaus lenkte er den Blick auf das Thema Heizung: Hier steht in absehbarer Zeit das Nahwärmenetz in Bach-West auf der Tagesordnung, aber perspektivisch müsse sich die Kommune auch mit dem Thema Geothermie beschäftigen und ein Nahwärmenetz für die ganz Stadt aufbauen – eine Aufgabe für drei oder vier Jahrzehnte.

Zuversichtlich stimmte die Mitglieder der BEG die Aussage des OB, dass die Beteiligungsmöglichkeit der Genossenschaft kein bloßes Feigenblatt sein werde: „Sonst würde sich der ganze Aufwand ja nicht lohnen!“