Optimistische Perspektiven für die BEG

Einen Rückblick auf eine fulminante Startphase und einen Ausblick auf ein hoffentlich erfolgreiches erstes volles Geschäftsjahr bekamen die zahlreichen Mitglieder, die trotz sommerlicher Hitze am 11. Juli zur ersten Generalversammlung der Naturstrom Rheinstetten Bürger-Energiegenossenschaft (BEG) gekommen waren.

Im Mittelpunkt des ersten Teils stand das abgelaufene Rumpf-Geschäftsjahr, das wegen der Gründungskosten zwar finanziell einen kleinen Verlust brachte, ansonsten aber ein voller Erfolg war. Aus dem Stand konnte die Genossenschaft bis zum Jahresende 525 Mitglieder gewinnen, was Vorstand Volker Deck als überwältigenden Vertrauensbeweis wertete. Schon im ersten Jahr ihres Bestehens und viereinhalb Monate nach dem Eintrag in das Genossenschaftsregister war die BEG damit eine der größten Bürger-Energiegenossenschaften in Baden-Württemberg und ist inzwischen auf über 700 Mitglieder angewachsen.

Die Versammlung honorierte die hinter diesem Ergebnis steckende harte Arbeit des Gründungsvorstands und des Aufsichtsrats mit deren einstimmiger Entlastung und mit der ebenso einstimmigen Genehmigung des Jahresabschlusses.

Zu Beginn seines Berichts über die Aktivitäten und Planungen der BEG im Jahr 2022 erklärte Vorstand Hans Bodrogi die Motivation der BEG: Es geht ihr darum, das häufig folgenlose „Man müsste doch …“ durch ein kräftiges und nachdrückliches „Machen wir!“ zu ersetzen. Rheinstetten soll zu einem Ort werden, an dem über die Energiewende nicht nur geredet wird, sondern an dem sie gemeinschaftlich und entschieden verwirklicht wird.

Erste Schritte dorthin sind die beiden Photovoltaik-Anlagen, die die BEG inzwischen installiert hat. Vorstand Florian Weber erläuterte anhand der konkreten Strom-Ertragszahlen, dass die Anlage auf dem SCN-Clubhausdach die Erwartungen bisher mehr als erfüllt hat und dass beide Seiten – Verein und BEG – von ihr profitieren. Noch in diesem Jahr sollen vier weitere Anlagen auf Dächern von städtischen Gebäuden in Betrieb gehen, zusätzliche Anlagen auf weiteren kommunalen und privaten Dächern werden im nächsten Jahr dazukommen. Der dort erzeugte Strom wird zum Teil unmittelbar vor Ort genutzt, der große Rest soll mit den Stadtwerken Karlsruhe direktvermarktet werden:. Diese erarbeiten auch gerade einen besonderen Stromtarif für die Mitglieder der Genossenschaft.

Das große Ziel der BEG ist allerdings der Bau und der Betrieb der Windkraftanlagen in Mörsch, die den 40-fachen Stromertrag der bis zum Jahresende installierten Photovoltaik-Anlagen erbringen wird. Für dieses Projekt hat sich die Genossenschaft – gemeinsamen mit einem erfahrenen Partnerunternehmen – im Mai beworben und der Stadt dabei ein attraktives Pachtangebot gemacht. Dass Rheinstetten der Windkraft positiv gegenübersteht, hat sich beim Bürgerentscheid im September 2021 gezeigt – jetzt geht es darum, diesen Schwung in die Umsetzungsphase mitzunehmen. Die Bürgerinnen und Bürger sollen diese Windräder als ihre Anlage betrachten, im ideellen und – weil sie sich an der Finanzierung beteiligen und am Gewinn teilhaben können – auch im materiellen Sinn. Und über die Gewerbesteuer soll auch die Kommune in hohem Maß von diesen Windrädern profitieren, die Rheinstettener Strom für Rheinstettener Bürger produziert.

Im Anschluss an den offiziellen Teil sprach Andreas Markowsky, Chef der Ökostromgruppe in Freiburg, zu den Mitgliedern. Er ist der Leiter des Unternehmens, mit dem die Genossenschaft das Windräder-Projekt planen und umsetzen will. In Auszügen aus seinem Buch „Die Klimaschänder“ zeigte er, mit welch fadenscheinigen Argumenten Behörden zuweilen Anlagen zur ökologischen Energieerzeugung zu verhindern versuchen. Vor allem aber machte er deutlich, dass es die Grundidee seines Unternehmens ist, im regionalen Umfeld zwischen Karlsruhe und Lörrach Projekte im Bereich erneuerbare Energien mit Bürgerbeteiligung möglich zu machen. Dabei werden aber auch Unternehmen, Handwerksbetriebe und Finanzierungsinstitute vor Ort eingebunden, so dass viel Wertschöpfung in der Region erhalten bleibt. In dieser Art und Weise hat sein Unternehmen zusammen mit Bürgerenergiegenossenschaften schon 27 Windkraftanlagen projektiert, von denen die ersten – nach der 20-jährigen vertraglichen Laufzeit – gerade „repowert“ werden, d.h. durch neue, effizientere und wirtschaftlichere Anlagen ersetzt.

Mit der ihr eigenen Energie wird sich die Genossenschaft in den kommenden Monaten an die Umsetzung ihrer Pläne machen. Die Vorstände sind davon überzeugt, dass am Ende des ersten vollen Geschäftsjahrs nicht nur ein positives Betriebsergebnis steht, sondern dass vor allem Rheinstetten einen weiteren Schritt hin zur Klimaneutralität machen wird.