Auf ihrer von knapp hundert Mitgliedern gut besuchten Generalversammlung zog die Naturstrom Rheinstetten Bürger-Energiegenossenschaft (BEG) ihre Bilanz für das Geschäftsjahr 2023. Es sei ein „zähes Jahr“ gewesen, erklärte Vorstandsmitglied Volker Deck im Rückblick, das durch Lieferschwierigkeiten und andere Verzögerungen geprägt war. Trotzdem seien 2023 immerhin drei Photovoltaik(PV)-Anlagen in Betrieb gegangen, eine bei der Luftsportgemeinschaft Rheinstetten, die beiden anderen im Spätjahr auf dem Rathaus Mitte. Das Finanzergebnis sei zwar – zum letzten Mal – negativ, da die Vergütung für den erzeugten Strom teilweise erst im Geschäftsjahr 2024 geflossen ist. Ohne Einbeziehung der Abschreibung sei das Ergebnis allerdings bereits positiv. Bedauerlich sei gewesen, dass sich einige vielversprechende Projekte zerschlagen hätten und damit viel Planungsaufwand ins Leere gelaufen sei. Die Versammlung honorierte die engagierte Arbeit von Vorstand und Aufsichtsrat der BEG, indem sie die beiden Gremien einstimmig entlastete. Florian Heck wurde als neues Mitglied in den Aufsichtsrat gewählt.
Für 2024 zeichne sich ein deutlich optimistischeres Bild ab, stellte Vorstandsmitglied Hans Bodrogi fest: Im ersten Halbjahr sind drei Anlagen ans Netz gegangen, und für das zweite Halbjahr stehen drei weitere Anlagen an; zudem seien weitere Projekte in Planung. Insgesamt könne man 2024 mit einer Stromerzeugung von 375.000 kWh rechnen.
Im Hinblick auf die Windkraftanlagen im Gewann Stiftäcker bedauerte Volker Deck, dass es immer noch nicht zu direkten Verhandlungen mit der Prokon Regenerative Energien eG gekommen sei, der der Gemeinderat den Zuschlag für die Projektentwicklung gegeben hatte. Das Ziel der BEG sei immer gewesen, in Zusammenarbeit mit einem regionalen Stromanbieter den Bürgerinnen und Bürgern von Rheinstetten und der Kommune günstigen, lokal produzierten Strom liefern zu können – nicht etwa das, eine maximale Rendite zu erzielen. Dies gelte auch weiterhin. OB Sebastian Schrempp nahm zu diesem Thema Stellung und dankte der BEG zunächst für ihre „Engelsgeduld“ in den vergangenen Jahren. Der Vorlauf für den Genehmigungsantrag sei inzwischen in vollem Gange, ohne dass sich bisher planungs- oder artenschutzrechtliche Hindernisse gezeigt hätten. Es seien mittlerweile sogar vier Windräder angedacht. Verhandlungen zwischen Kommune, Prokon und der BEG seien für Ende Juli angesetzt, und der OB rechne mit einem positiven Ergebnis für die BEG. „Ich würde mich freuen, wenn der Vorstand sich freut“, fasste er seinen Optimismus in eine griffige Formel.
Im zweiten Teil der Veranstaltung stellte Prof. Martin Wietschel vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung die verschiedenen Arten von Energiespeichern vor, die im Energiesystem der Zukunft notwendig sein werden, um jederzeit die für die Wirtschaft und den privaten Bereich benötigte Energie zur Verfügung zu haben. Vor allem machte er deutlich, dass diese zwar einerseits gewaltige Investitionen erfordern, dass es aber noch wesentlich teurer und mit großen Wohlstandsverlusten verbunden wäre, wenn der Umstieg auf erneuerbare Energieformen nicht gelänge und der Klimawandel nicht gebremst würde.